Erinnern Sie sich noch an die Worte von Giuseppe Trapattoni: „habe gespielt wie Flasche leer“ und „ich habe fertig!“? Der damalige Fußballtrainer Bayerns hielt nach einer Niederlage seiner Mannschaft gegen den FC Schalke 04 eine wutentbrannte Rede, in der er sich voller Emotionen über einige Spieler ausließ.
Trapattoni gewann in Deutschland große Sympathien mit seiner Rede und die Satzkonstrukte „wie Flasche leer“ und „ich habe fertig“ wurden zu Kultsätzen. Dass diese Sätze alles andere als grammatikalisch korrekt sind, ist ganz klar, aber haben Sie sich schon einmal gefragt, ob es eine Logik für diese fehlerhafte Aneinanderreihung der Wörter gibt?
Der Grund für seine merkwürdigen Satzkonstrukte liegt darin, dass er auf „italienisch“ denkt und Sätze im Kopf 1:1 auf Deutsch wiedergibt. Wenn man der italienischen Sprache nicht mächtig ist, wird man wohl nicht nachvollziehen können, weshalb Trapattoni so gesprochen hat, wie er es nun einmal getan hat.
Hier ein Interpretationsversuch seiner Gedanken:
Trapattonis Worte:
wie Flasche leer = come una bottiglia vuota
Erklärung: Im Italienischen gibt es die Konstruktion „vuotare una bottiglia“, was so viel bedeutet, wie „eine Flasche leeren, entleeren“ (Flasche=bottiglia, leeren=vuotare). In seinem Interview hat er diese Wortkonstruktion natürlich im figurativen Sinn verwendet und wollte damit ausdrücken, dass der Fußballspieler ohne Elan bzw. Power gepielt hat. Wie eben eine leere Flasche, die nicht mehr spielen kann.
Trapattonis Worte:
Ich habe fertig! = Ho finito!
Erklärung: Dies ist eindeutig ein grammatikalischer Fehler. Bei der Bildung einer Vergangenheitsform, muss man wissen, ob das Verb mit „sein“ oder „haben“ gebildet wird. Hier ist es unglücklicherweise so, dass es im Italienischen auch die Regel gibt, dass die Vergangenheitsform entweder mit „avere“ (haben) oder „essere“ (sein) gebildet werden muss und das Deutsche benötigt hier „sein“. Richtig wäre gewesen: Ich bin fertig [mit dem, was ich sagen wollte]. Im Italienischen wäre seine Konstruktion richtig gewesen: „ho“ 1.Person Singular von „avere“ (haben) + Partizip Perfekt „finito“ (fertig) und so entstand: Ich habe fertig!
Wir sehen hier ganz klar, dass eine 1:1 Übersetzung sehr schnell dazu führt, dass die Übersetzung unverständlich wird oder dass man leider auch für seine sprachlichen Fehler ausgelacht und nicht ganz ernst genommen wird. Genau hierbei kann ein professioneller Übersetzer oder Dolmetscher helfen, dass solche Situationen erst gar nicht entstehen, denn er kennt die sprachlichen Regeln seiner Arbeitssprachen und wird sehr bemüht sein, solche Lacher erst gar nicht auszulösen.